FRIEDRICH HöLDERLIN (1770-1843):
[WENN AUS DER
FERNE ...]
Wenn aus der Ferne, da wir geschieden
sind,
Ich dir noch kennbar bin, die Vergangenheit,
O du Teilhaber meiner Leiden!
Einiges Gute
bezeichnen dir kann,
So sage, wie erwartet die Freundin dich?
In jenen Gärten, da nach entsetzlicher
Und dunkler Zeit wir uns gefunden?
Hier an den
Strömen der heil'gen Urwelt.
Das muß ich sagen, einiges Gutes war
In deinen Blicken, als in den Fernen du
Dich einmal fröhlich umgesehen,
Immer
verschlossener Mensch, mit finstrem
Aussehn. Wie flossen Stunden dahin, wie
still
War meine Seele über der Wahrheit, daß
Ich so getrennt gewesen ware?
Ja! ich
gestand es, ich war die deine.
Wahrhaftig! wie du alles Bekannte mir
In mein Gedächtnis bringen und schreiben willst,
Mit Briefen, so ergeht es mir auch,
Daß ich
Vergangenes alles sage.
War's Frühling? war es Sommer? die
Nachtigall
Mit süßem Liede lebte mit Vögeln, die
Nicht ferne waren im Gebüsche
Und mit
Gerüchen umgaben Baum uns.
Die klaren Gange, niedres Gesträuch und
Sand,
Auf dem wir traten, machten erfreulicher
Und lieblicher die Hyazinthe
Oder die
Tulpe, Viole, Nelke.
Um Wänd und Mauern grünte der Efeu,
grunt'
Ein selig Dunkel hoher Alleen. Oft
Des Abends, Morgens waren dort wir,
Redeten
manches und sahn uns froh an.
In meinen Armen lebte der Jüngling auf,
Der, noch verlassen, aus den Gefilden kam,
Die er mir wies, mit einer Schwermut,
Aber die
Namen der seltnen Orte
Und alles Schöne hatt er behalten, das
An seligen Gestaden, auch mir sehr wert,
Im heimatlichen Lande blühet
Oder
verborgen, aus hoher Aussicht,
Allwo das Meer auch einer beschauen kann,
Doch keiner sein will. Nehme vorlieb, und denk
An die, die noch vergnügt ist, darum,
Weil der
entzückende Tag uns anschien,
Der mit Geständnis oder der Hände Druck
Anhub, der uns vereinet. Ach! wehe mir!
Es waren schöne Tage. Aber
Traurige
Dämmerung folgte nachher.
Du seiest so allein in der schönen Welt,
Behauptest du mir immer, Geliebter! das
Weißt aber du nicht,
.