PAUL CELAN (1920-1970):
DEIN HAAR ÜBERM MEER
Es schwebt auch dein Haar überm Meer mit
dem goldnen Wacholder.
Mit ihm wird es weiß, dann färb ich es steinblau:
die Farbe der Stadt, wo zuletzt ich geschleift ward gen
Süden . . .
Mit Tauen banden sie mich und knüpften an jedes ein
Segel
und spieen mich an aus nebligen Mäulern und sangen:
»O komm übers Meer!«
Ich aber malt als ein Kahn die Schwingen mir purpurn
und röchelte selbst mir die Brise und stach, eh sie
schliefen, in See.
Ich sollte sie rot dir nun färben, die Locken, doch lieb
ich sie steinblau:
O Augen der Stadt, wo ich stürzte und südwärts
geschleift ward!
Mit dem goldnen Wacholder schwebt auch dein Haar überm
Meer.
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